Astrid Petermeier

Neues aus dem Rührgebiet


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Feministinnen – Generationen

Manchmal verdrehe ich die Augen und komm‘ mir vor wie meine eigene Omma. Wenn junge Feministinnen meinen, das Ei der Colomba entdeckt zu haben, möchte ich ihnen ein Buch von 1981 auf den Tisch knallen. Wenn sich Intersektionale und Terfs kloppen wie die Besenbinderinnen, möchte ich sie dran erinnern, wie gut der Lesben-Hetera-Streit der Frauenbewegung Ende der 70er getan hat. Wenn von ‚Personen mit Uterus‘ gesprochen wird, frage ich mich, warum Frauen nun auch noch hinter Persona = Maske versteckt werden. Wenn ich als Smartphoneverweigerin nicht nur außen vor bin, sondern auch noch ständig auf Instagram als Quelle verwiesen werde… Weiterlesen →


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Die Gewalt des § 218 – Eine Bilderreise durch 150 Jahre Körperpolitik

28. 11. 2023, 19 Uhr im Dietrich-Keuninghaus, Leopoldstr. 50-58,
44147 Dortmund (Einlass 18.30 h, Eintritt frei)

Seit 1871 werden Frauen mit dem Abtreibungsparagrafen in Notsituationen gedrängt und der Selbstbestimmung über ihre Körper beraubt. Am Kampf gegen den § 218 haben sich immer auch Künstlerinnen mit Bildern und Plakaten beteiligt.
In einer Bilderreise stellt die Kunsthistorikerin Astrid Petermeier die Geschichte dieser Kämpfe und der Gewalt vor, die mit dem Verbot von Verhütung und Abtreibung ausgeübt wurde.

Käthe Kollwitz, Schwangere Frau, 1910

Käthe Kollwitz‘ ‚Bilder vom Elend‘ entstanden in einer Zeit, in der sogar noch Klara Zetkin und Rosa Luxemburg Schwangerschaft für eine ‚Privatsache‘ hielten und dem Kampf die Unterstützung verweigerten. Als Frauen 1919 endlich das Wahlrecht erhielten, begriffen SPD und KPD, dass sie deren Stimmen mit dem Kampf gegen § 218 erobern konnten.
Doch erst auf immensen Druck der Frauenbewegung mit der „Aktion 218“ brachte die sozialliberale Koalition 1971 eine Fristenlösung ins Parlament, die vom Bundesgerichtshof kassiert wurde. Künstlerinnen wie Jula Dech, Maina-Miriam Munsky und Barbara Kruger verdeutlichten, was für ein Schlachtfeld der Politik der weibliche Körper ist. Nach der Wiedervereinigung protestierten Frauen in Ostdeutschland mit „Mail-Art gegen § 218“ gegen das Geschenk aus dem Westen: auch für sie wurde Abtreibung nun ein Straftatbestand.

Im Anschluss an den Vortrag moderiert die Journalistin Claudia Dorka ein Gespräch mit Frauen aus der Schwangerschaftskonfliktberatung.


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MAGDALENAS MAGISCHER MOMENT – mein neues Buch

Seit dem 3.3.2020 ist es erhältlich und ihr könnt es bestellen:

  • via email bei mir: anunsereine@astrid-petermeier.de

– beim Verlag Tredition oder im Buchhandel.

Es kostet 16,00 € (gebunden oder als E-book) plus  2 € Porto (bei mir, dafür gibt’s auf Wunsch auch eine Signatur). Dafür werden 4 Farbabbildungen und jede Menge Vergleichsbilder in Schwarzweiß geboten.

Was denn nun drinsteht? Bitteschön, hier eine kleine Inhaltsangabe und eine Warnung: ein astreiner historischer Roman ist das nicht!

Rom, 1622

Die Malerin Artemisia Gentileschi hat sich in den Kopf gesetzt, ein Bildnis der Heiligen Magdalena zu malen. Was verbindet sie mit dieser Bibelfigur, die im Zeitalter der Gegenreformation sowohl als Schutzheilige der Prostituierten als auch und vor allem als die große Reuige, die Büßerin betrachtet wird? Weiterlesen →


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Making of meines neuen Buches: „Magdalenas Magischer Moment“

Seit meiner Magistra-Arbeit von 1986 beschäftige ich mich mal mehr, mal weniger mit der Malerin Artemisia Gentileschi. Mit diesem Bild ging es mir bei erster Ansicht  wie mit ihrem Selbstportrait als La Pittura, über das mir die Künstlerin ihrerzeit überhaupt auffiel:

etwas stubbte meine Seele an, berührte mich heftig.
Auf Ruhrdeutsch: „Boh-ey, was ist das denn?“ Weiterlesen →


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Vortrag: Mit Kunst gegen Gewalterfahrung: Artemisia Gentileschi und Niki de Saint Phalle

Ich freue mich, dass das Damenkollektiv aus Neustadt an der Weinstraße mich eingeladen hat, mit diesem Vortrag die Werke zweier Künstlerinnen in den Zusammenhang von Gewalterfahrung von Frauen zu stellen.

Ich freue mich, hinterher zu diskutieren, wo wir unsere Grenzen sehen, wie wir sie setzen und deutlich machen –

und ebenso, wie wir unsere Grenzen und Begrenzungen selbst erfahren, welche Möglichkeiten wir haben oder durch die Kunst erlernen können, über diese Grenzen hinaus zu wachsen.

Eintritt frei, alle weiteren Daten im Flyer des Damenkollektivs:

 


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„Wenn ich ein IS-Obermufti wäre…“

Nicht erst seit Silvester haben Frauen und Schwule in Sachen Gleichberechtigung Fürsprecher, die mich teils grinsen, teils stutzen machen. Als Feministin der 70er möchte ich mir/uns glatt auf die Schulter klopfen und sagen:
„Jungs, euch haben wir in den letzten 40 Jahren aber gut hingekriegt.“
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Alices Ismus im Feminismus

Was muss ich eigentlich veranstalten, wenn ich mich im März 2014 noch über Alice Schwarzer verbreiten will? Betonen, dass ich Feministin bin? Bin ich das – noch? Dazu später… Betonen, dass ich mich nicht bösartig über unser aller Ikone der Frauenbewegung zu äußern gedenke? Aber doch, ich bin böse.

Zum Beispiel darüber, dass ich in den frühen 80ern für die „LAWINE. Frauenblatt im Ruhrgebiet“ eine kleine Satire über Stricken als weibliche Widerstandsform schrieb, die Alice ihr Emma-Frauenkalender übernahm. Ohne mich oder die Lawine-Redaktion zu fragen, ohne eine müde Mark an unser autonomes und finanziell arg lädiertes Blatt rauszurücken. Ja, sogar, ohne uns davon zu unterrichten oder wenigstens ein kostenloses Belegexemplar zu stiften.
Jetzt kommt die mit sooo ollen Kamellen, sagt ihr?
Zugegeben, mir war diese Erinnerung an unsere IkonederFrauenbewegung auch schon so gut wie abhanden gekommen. Bis mir diese Frage durch die Rübe runkelte: Womit hat Alice eigentlich die Kohle gemacht, die sie aus purer Angst vor Verfolgung in der Schweiz bunkerte? Meine Stricksatire dürfte so viel nicht wert gewesen sein. Aber ich war wohl kaum die einzige, die umsonst und ungefragt für ihre bestens situierten Projekte schreiben durfte.
VERFOLGT haben wir Lawine-Frauen sie dafür nicht – das möchte ich hier aber mal festhalten. Wir haben uns nicht mal beschwert, weil wir damals auf sowas wie den Weiber-kriegen-sich-in-die-Haare-Zirkus keine Lust hatten.

Wie schön, dass Alice vor 3 Jahren ENDLICH auf die Idee kam, von ihren REICHTÜMERN eine Stiftung für Frauen zu gründen. Noch schöner für sie, dass sie damit jetzt richtig punkten kann. (wobei sie mit ihrer Verfolgungs-Nummer auf meiner Hitliste schon jede Menge Punkte für die originellste Ausrede der Steuerhinterzieher dieses Jahrzehnts gesammelte hat).
Schön vielleicht auch für die Frauen, die mal wieder autonome Projekte in Angriff nehmen, die von Staatsknete so unabhängig wie Alice sein – – – wollen oder müssen?
Woher soll der Staat noch Kohle für Frauenprojekte nehmen, wenn ihm die Steuern entzogen werden?
Schon mal daran gedacht, Frau Schwarzer?
Hach, die reuige Einsicht kam Ihnen sicherlich, als die öffentlichen Quellen für IHR Kölner Frauenarchiv versiegten. (Wenn Sie mir diesmal was dafür zahlen, dürfen Sie diese Ausrede gern benutzen – ich sag’s auch nicht weiter.) Sonst könnten wir ja noch auf krumme, der Ikonenehre abträgliche Ideen wie diese kommen: das Zeitfenster für Selbstanzeigen steht nicht mehr lange offen und/oder: da hat unsere Ikone doch rasch die Gelegenheit genutzt, bevor die alten Macho-Bösewichte mit illegal beschafften Steuer-CDs ihr auf die Schliche gekommen wären.

Aber jetzt wird’s ja eine Stiftung geben und alles ist wieder in Butter…
FÜR WEN darf denn diesmal gestiftet werden? Vorschlag gefällig?
Bei uns in Dortmund (Sie wissen schon: Ruhrgebiet, Empfangshalle für die ganz armen Schweine und Schweininnen aus Südosteuropa), bei uns in der Nordstadt also musste KOBER dicht machen – nach Entzug von Staatsknete, versteht sich. Altes Hurenhilfeprojekt, das den Frauen ein wenig Sicherheit zu geben versuchte. Stellen Sie sich das vor, Frau Schwarzer: erst machen die uns den Straßenstrich im Gewerbegebiet dicht und dann Kober. Wenn das eine nicht mehr da ist (merkt doch keiner, wenn die Prostitution in die Wohngebiete schwappt), brauchen wir ja auch das andere nicht mehr = kein offizieller Straßenstrich = keine Prostitution = keine Hurenhilfe mehr nötig. So einfach ist das. Bei uns in Dortmund glauben das jedenfalls so ein paar Scheinheilige.

Also, wie wär’s? Kohle aus Ihrer Stiftung für Kober?
Ich fand’s schon früher erfrischend, unabhängig von Staatsknete zu sein. Frau denkt in autonomen Projekten einfach freier von Anforderungen, Auflagen und Antragsformularen.
Nee?
Kober geht nicht? Die wollen ja nicht mal die Prostitution verbieten! Die wollen bloß dafür sorgen, dass die Frauen ärztliche Untersuchungen, Kondome, Beratung und Menschlichkeit erfahren…
Mein lieber Ikonen-Gesangsverein, das geht ja nun wirklich nicht. Ein Frauenprojekt, das nicht nach Alices Noten singt.

Feminismus, das könnte immer noch ne tolle Sache sein. Wenn das Wörtchen nicht den Bestandteil ISMUS enthielte. Ismen stellen immer einen Codex auf: Verhaltensregeln, die zu starren Normen werden. Sie nicht zu befolgen, gehört abgestraft – oder doch wenigstens nicht aus einer Stiftung finanziert, die unter unser aller Ikone Fuchtel steht.
Denn ihre Regeln, die hat sich diese Ikone schon immer selbst gemacht. Ob sie nun Artikel klaut oder Steuern hinterzieht oder mit Hilfe der Bild (!!!!) klarstellt, was Feminismus zu sein hat.

(Anmerkung für Besserwisser: 1. ich weiß, dass es die Mitternachtsmission noch gibt. 2. ich weiß nicht, ob Kober Frau Schwarzer überhaupt um Hilfe gebeten hat. Falls ja: nehmt’s mir nicht übel, liebe Kober-Frauen und informiert mich unter emailadresse.)
link: http://nordstadtblogger.de/wp-content/uploads/2013/11/2013-Offener-Brief-Kober-Kopie.pdf