Astrid Petermeier

Neues aus dem Rührgebiet


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Eine Reise zu den Sternen der Nordstadt: JUPITER – Im Norden geht die Sonne auf

Für die Astronomen ist er ein Gasgigant, mit 143.000 Kilometern Äquatordurchmesser und 67 bekannten Monden der größte Planet unseres Sonnensystems. Früher nannte man ihn gern „die kleine Sonne“. Für die alten Römer war er ihre Version des griechischen Göttervaters Zeus. Für die Astrologen steht der Herrscher des Zeichens Schütze für das Prinzip des Glücks, der Großzügigkeit, des Optimismus‘ und der Sinnsuche.
Und für mich? Ich nenne ihn gern Onkel Jupp und stelle ihn mir so vor: ein freundlicher dicker Kerl, der gern mal einen hebt und dann den Mund zu voll nimmt: „Was kost‘ die Welt? Schreiben Sie’s auf meinen Deckel.“
Wer, wenn nicht Onkel Jupp, würde seine Dose Hans A. heben und diesen Toast auf die Nordstadt ausbringen?:
HausAktion

Heiligegartenstraße 27, sichtbar aus Richtung Ost, also Bornstraße
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Alices Ismus im Feminismus

Was muss ich eigentlich veranstalten, wenn ich mich im März 2014 noch über Alice Schwarzer verbreiten will? Betonen, dass ich Feministin bin? Bin ich das – noch? Dazu später… Betonen, dass ich mich nicht bösartig über unser aller Ikone der Frauenbewegung zu äußern gedenke? Aber doch, ich bin böse.

Zum Beispiel darüber, dass ich in den frühen 80ern für die „LAWINE. Frauenblatt im Ruhrgebiet“ eine kleine Satire über Stricken als weibliche Widerstandsform schrieb, die Alice ihr Emma-Frauenkalender übernahm. Ohne mich oder die Lawine-Redaktion zu fragen, ohne eine müde Mark an unser autonomes und finanziell arg lädiertes Blatt rauszurücken. Ja, sogar, ohne uns davon zu unterrichten oder wenigstens ein kostenloses Belegexemplar zu stiften.
Jetzt kommt die mit sooo ollen Kamellen, sagt ihr?
Zugegeben, mir war diese Erinnerung an unsere IkonederFrauenbewegung auch schon so gut wie abhanden gekommen. Bis mir diese Frage durch die Rübe runkelte: Womit hat Alice eigentlich die Kohle gemacht, die sie aus purer Angst vor Verfolgung in der Schweiz bunkerte? Meine Stricksatire dürfte so viel nicht wert gewesen sein. Aber ich war wohl kaum die einzige, die umsonst und ungefragt für ihre bestens situierten Projekte schreiben durfte.
VERFOLGT haben wir Lawine-Frauen sie dafür nicht – das möchte ich hier aber mal festhalten. Wir haben uns nicht mal beschwert, weil wir damals auf sowas wie den Weiber-kriegen-sich-in-die-Haare-Zirkus keine Lust hatten.

Wie schön, dass Alice vor 3 Jahren ENDLICH auf die Idee kam, von ihren REICHTÜMERN eine Stiftung für Frauen zu gründen. Noch schöner für sie, dass sie damit jetzt richtig punkten kann. (wobei sie mit ihrer Verfolgungs-Nummer auf meiner Hitliste schon jede Menge Punkte für die originellste Ausrede der Steuerhinterzieher dieses Jahrzehnts gesammelte hat).
Schön vielleicht auch für die Frauen, die mal wieder autonome Projekte in Angriff nehmen, die von Staatsknete so unabhängig wie Alice sein – – – wollen oder müssen?
Woher soll der Staat noch Kohle für Frauenprojekte nehmen, wenn ihm die Steuern entzogen werden?
Schon mal daran gedacht, Frau Schwarzer?
Hach, die reuige Einsicht kam Ihnen sicherlich, als die öffentlichen Quellen für IHR Kölner Frauenarchiv versiegten. (Wenn Sie mir diesmal was dafür zahlen, dürfen Sie diese Ausrede gern benutzen – ich sag’s auch nicht weiter.) Sonst könnten wir ja noch auf krumme, der Ikonenehre abträgliche Ideen wie diese kommen: das Zeitfenster für Selbstanzeigen steht nicht mehr lange offen und/oder: da hat unsere Ikone doch rasch die Gelegenheit genutzt, bevor die alten Macho-Bösewichte mit illegal beschafften Steuer-CDs ihr auf die Schliche gekommen wären.

Aber jetzt wird’s ja eine Stiftung geben und alles ist wieder in Butter…
FÜR WEN darf denn diesmal gestiftet werden? Vorschlag gefällig?
Bei uns in Dortmund (Sie wissen schon: Ruhrgebiet, Empfangshalle für die ganz armen Schweine und Schweininnen aus Südosteuropa), bei uns in der Nordstadt also musste KOBER dicht machen – nach Entzug von Staatsknete, versteht sich. Altes Hurenhilfeprojekt, das den Frauen ein wenig Sicherheit zu geben versuchte. Stellen Sie sich das vor, Frau Schwarzer: erst machen die uns den Straßenstrich im Gewerbegebiet dicht und dann Kober. Wenn das eine nicht mehr da ist (merkt doch keiner, wenn die Prostitution in die Wohngebiete schwappt), brauchen wir ja auch das andere nicht mehr = kein offizieller Straßenstrich = keine Prostitution = keine Hurenhilfe mehr nötig. So einfach ist das. Bei uns in Dortmund glauben das jedenfalls so ein paar Scheinheilige.

Also, wie wär’s? Kohle aus Ihrer Stiftung für Kober?
Ich fand’s schon früher erfrischend, unabhängig von Staatsknete zu sein. Frau denkt in autonomen Projekten einfach freier von Anforderungen, Auflagen und Antragsformularen.
Nee?
Kober geht nicht? Die wollen ja nicht mal die Prostitution verbieten! Die wollen bloß dafür sorgen, dass die Frauen ärztliche Untersuchungen, Kondome, Beratung und Menschlichkeit erfahren…
Mein lieber Ikonen-Gesangsverein, das geht ja nun wirklich nicht. Ein Frauenprojekt, das nicht nach Alices Noten singt.

Feminismus, das könnte immer noch ne tolle Sache sein. Wenn das Wörtchen nicht den Bestandteil ISMUS enthielte. Ismen stellen immer einen Codex auf: Verhaltensregeln, die zu starren Normen werden. Sie nicht zu befolgen, gehört abgestraft – oder doch wenigstens nicht aus einer Stiftung finanziert, die unter unser aller Ikone Fuchtel steht.
Denn ihre Regeln, die hat sich diese Ikone schon immer selbst gemacht. Ob sie nun Artikel klaut oder Steuern hinterzieht oder mit Hilfe der Bild (!!!!) klarstellt, was Feminismus zu sein hat.

(Anmerkung für Besserwisser: 1. ich weiß, dass es die Mitternachtsmission noch gibt. 2. ich weiß nicht, ob Kober Frau Schwarzer überhaupt um Hilfe gebeten hat. Falls ja: nehmt’s mir nicht übel, liebe Kober-Frauen und informiert mich unter emailadresse.)
link: http://nordstadtblogger.de/wp-content/uploads/2013/11/2013-Offener-Brief-Kober-Kopie.pdf