Astrid Petermeier

Neues aus dem Rührgebiet


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Reisend verlesen, lesen statt reisen, lesend verreisen

wenn das kein feiner Zungenbrecher ist – ganz unabsichtlich aus den Tasten geflossen.
Mit dem Sommerurlaub ist es in diesem Jahr so eine Sache: ich muss sagen, dass ich das Wort REISEN fast schon nicht mehr hören kann. Es kommt mir vor, als sei der Sommerurlaub in den Kanon der Menschenrechte aufgenommen. Wer es sich leisten kann, stürzt sich auf die deutschen Urlaubsregionen (da möchte ich jetzt auch nicht wohnen) und wer sich’s nicht leisten kann, stellt sich vor eine Kamera und jault.*
Dabei hindert uns niemand daran, im Kopf zu verreisen. Also zu lesen. Auf dem Sofa, dem Balkon oder im Park. Nach jedem Kapitel eine Runde spazieren, zappeln, rennen – für die Gesundheit, gegen die Corona-Plauze.
Buch-Rezensentin wollte ich noch nie werden. Aber euch meinen Lieblingsschmöker und ein paar selbst geschriebene Sachen empfehlen, das kann ich.

* Schon klar: jetzt wird mir meine arrogante Haltung um die Ohren gebürstet: 1. Zuhause kann man sich nicht erholen, weil z. B. dauernd der Chef anruft. Zwingt mich irgendwer, abzuheben? Hat der ein Recht, mich im Urlaub anzurufen? 2. Du hast ja keine Kinder. Richtig. Aber wer Kinder hat, hat sie auch auf Reisen. 3. Reisen bildet. Volle Zustimmung. Lesen soll der Bildung aber auch nicht gerade abträglich sein und wer mich jetzt noch auf das Elend der Touristikbranche aufmerksam machen möchte, kann gern meinen Beitrag „Der gebildete Fußabdruck“ lesen. Oder diese Sachen:
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FRIEDEN UND GERECHTIGKEIT – DIE KRACHER UNTER DEN NEUJAHRSWÜNSCHEN

Als Nordstadtbewohnerin bin ich heute, gegen Ende der ersten Januarwoche, selig, dass die Knallerei ein Ende hat. Für meine Ohren, mein Herz und für meine Atmung war das Maß des Erträglichen so sehr überschritten, dass ich mir die Durchsetzung einer Ordnung wünschte, die die bomben-detonations-ähnlichen „Polenkracher“ von der Straße treibt. Zugegeben, ich wünschte den Jungs mit den Monsterböllern sogar eine Woche „Urlaub“ in Aleppo – auf dass sie die Begriffe Frieden und Gerechtigkeit dort hautnah erfahren können.
Prompt stellt sich die Frage, ob mein keineswegs frommer Wunsch etwas mit Gerechtigkeit zu tun hat. Ist es ausgleichende Gerechtigkeit, wenn ich denen, die mich in Schrecken versetzen, die Angst des Krieges wünsche? Weil sie mich auslachen oder mit Böllern bewerfen, wenn ich ihnen Topfdeckelschlagen zum Vertreiben der Geister des alten Jahres vorschlage? Was ich mir wünsche, ist Verstehen – unbedingte Voraussetzung für Gerechtigkeit.
Ein guter Grund, sich mit den Vorstellungen von Frieden und Gerechtigkeit zu befassen, die die Menschen seit der Antike umtreiben. Bei unserer „Reise von der Gotik zu den Sternen – Tarot, Kunst und Astrologie in der Toskana“ im April dieses Jahres werden wir verschiedenen Bild-Konzeptionen dieser Begriffe begegnen. Genau die möchte ich jetzt auch denen vorstellen, die nicht mit uns reisen können (freie Plätze gibt’s aber noch!). Weiterlesen →