Astrid Petermeier

Neues aus dem Rührgebiet


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Making of meines neuen Buches: „Magdalenas Magischer Moment“

Seit meiner Magistra-Arbeit von 1986 beschäftige ich mich mal mehr, mal weniger mit der Malerin Artemisia Gentileschi. Mit diesem Bild ging es mir bei erster Ansicht  wie mit ihrem Selbstportrait als La Pittura, über das mir die Künstlerin ihrerzeit überhaupt auffiel:

etwas stubbte meine Seele an, berührte mich heftig.
Auf Ruhrdeutsch: „Boh-ey, was ist das denn?“ Weiterlesen →


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KUNST GEGEN KOHLE – krimineller Schelmenroman aus dem Ruhrgebiet

PAPERBACK final 300

KUNST GEGEN KOHLE
das war ein fairer Deal, als die Hamburger Theater 1947 im Austausch gegen Kohle die Recklinghäuser Ruhrfestspiele begründeten.
Wovon aber sollen die Künstler im Jahre 2013 ihre Currywurst bezahlen, wenn die Banken nach der Finanzkrise ihre Ankaufspolitik verändern? Mit einem tollkühnen Plan lassen vier Künstler/innen und ein Hausteipel das alte Motto der Ruhrfestspiele wieder aufleben. Sie ziehen mit Kunst GEGEN Kohle zu Felde. Die Frage, ob es sich um einen Bankraub handelt, wenn sie nicht mehr Geld mitnehmen, als sie brauchen, aber Kunstwerke da lassen, beantworten sie mit schelmischer Leichtigkeit: wir sind Künstler, keine Kriminellen. Weiterlesen →


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Wenn du die Götter amüsieren willst…

Eine fleißige Bloggerin bin ich ja nicht gerade. Hängt damit zusammen, dass ich wieder wie eine Wilde an meinem Roman schreibe. Aaaber: ich gelobe Besserung, damit es auch lohnt, hier regelmäßig mal reinzuschauen.
Anbei ist eine neue Kurzgeschichte entstanden. Nein, nicht der versprochene Hauptbahnhof, dafür die Leiden einer Frisöse in der verquatschten Welt. Findet ihr unter Kurzgeschichten – wo auch sonst?

1. Prämisse der Götter

Meinen Roman habe ich ja schon mal erwähnt. Als er mitsamt meinem Laptop bei dem Einbruch den Verschwindibus machte (siehe Klirrendes Jubiläum).
Seine Geschichte beginnt allerdings schon viel früher, nämlich 2009, als ich noch die Drehbuchschule besuchte. Einer Pause frönend saß ich in einem Berliner Café, da rief mein Freund Matthias Jackisch an. Der ist Bildhauer aus Dresden (seine Seite zu besuchen, lohnt sich sowieso, siehe links) und amüsierte sich prächtig darüber, wie eine alte Kunsthistorikerin mit Feuereifer die Kunst des Drehbuchschreibens erlernte.
„Stell dir doch mal dieses Szenario vor: Krise, die Banken kaufen keine Kunst mehr. Jedenfalls keine, die nicht von namhaften Künstlern stammt.“
Die Krise war damals ja noch ziemlich frisch und wir ahnten erst, wohin sie uns führen könnte.
„Eine kleine Künstlergruppe macht eine Bank.“ erzählte Matthias weiter. „Sie lassen ausgleichsweise Bilder da. Nur einer, so einer, der die Bedeutungslosigkeit überhaupt nicht erträgt, der hat sein Bild signiert.“

Dieser Stoff faszinierte mich von Anfang an. Über einen Mangel an krimineller Energie kann ich nicht klagen. Ich brütete erstmal über der Frage des THEMAS. Drehte es sich um Eitelkeit? Um etwas, das der gute alte Georg Kreisler in dem feinen Satz „jedem Künstler ist es recht, spricht man von andern Künstlern schlecht“ zusammenfasste?
Unser Drehbuchlehrer Wolfgang Pfeiffer hatte uns vor allem eines eingeprägt: entscheidend ist die Prämisse. Ich erzähle eine Reihenfolge von Ereignissen schließlich nicht, weil ich sie so besonders witzig oder tragisch finde, sondern weil ich eine Aussage treffen will. Welche Bedeutung haben die Dinge, die ich erzählen will, vor dem Hintergrund eines ganz bestimmten Themas?
Ach, Wolfgang Pfeiffer, habe ich dir je gesagt, wie dankbar ich dafür bin, dass du so lange auf der Prämisse rumgeritten bist, bis wir fast alle die Krise kriegten?

Für mich war eines klar: die WELT, in der mein Stoff seinen Platz finden soll, ist das Ruhrgebiet. Hier lebe ich, hier kenne ich mich in den Städten, Stadtteilen, Gemäuern und mit der Mentalität der Menschen aus. Diese Welt kann ich dem Leser wie eine kleine Schatzkiste öffnen.
Passt das Thema EITELKEIT in diese Welt? Als die Jungs im Bergbau noch richtig gut verdienten, da war ihre Eitelkeit abends in den Discos zu besichtigen: in teuerste Plante geschmissen sahen sie richtig schick aus mit den Kohleresten in den Wimpern, die wie Kajal wirkten. Aber dem Bergbau mussten wir längst adieu sagen und wenn ich ehrlich bin, langweilt mich Eitelkeit.
Ich beschäftige mich gern mit dem, was ich um mich herum täglich erleben kann. Da ich eine Nordstadtpflanze bin, ist das oftmals die Frage von WERTEN.
Hat Kunst, Kultur hier überhaupt einen Wert oder gehört sie denen, die im Süden der Stadt, im Kreuzviertel oder gleich in Düsseldorf leben? Müssen die Menschen, die hier um ihr Überleben kämpfen, kulturell zwangsbeglückt werden? Was ist mir die Freiheit wert, Zeit zum Malen, Schreiben, Denken und Dösen zu haben? Was ist Arbeit wert? Muss sich der Harzer schämen, der am 31. in der langen Schlange vor den Nordstadt-Bancomaten steht und sich hinterher von der Nachbarin, die den hinterletzten Job der Welt ergattert hat, auch noch anhören darf: „die haben heute Geld gekriegt“? Darf man zu einer Vernissage gehen, weil es da neben Sekt und tiefen Ausschnitten auch ein prima Buffett gibt? Für die eine hat die Nordstadt, das Ruhrgebiet den Wert von Heimat und Inspiration, für die andere den von Abenteuer – „da würde ich mich nachts alleine nie durchtrauen“…
Kurzum: ich erkor nach langer Suche und vielen Versuchen die Frage nach Werten zu meinem THEMA.

Welchen Wert hat Kunst, Kulturschaffen für uns? Muss man nicht reichlich plemkacki sein, wenn man sich dafür entscheidet und auf ein bequemes Leben mit Auto, Urlaub, Essengehen und Fußbodenheizung verzichtet?
Aus einer anderen Sicht betrachtet: 1000 Euronen für ein Bild, von dem man nicht mal weiß, wo oben und unten ist? Wie viele Karten für’s Stadion kriegte ich dafür? Aber mein Frollein Tochter, die hat mindestens so tolle Kümpchen wie die Heidi und wird bestimmt das nächste Supermodell. Wenn sie dann megareich ist und wir die Villa auf Manilla haben, dann hängen wir da auch ein ganz berühmtes Bild rein.

Fragt sich, ob Werte überhaupt materieller Natur sind. Wenn ich jetzt unbedingt ein Cabrio besitzen muss, geht es mir dann um die 20.000 Mille, die es kostet oder um den Wind in den Haaren und die neidischen Blicke der Nebenans?

Zu den alten Werten des Ruhrgebiets gehörte der Zusammenhalt. Weil unter Tage nicht viele überlebt hätten, wenn sie sich beim Krachen im Gebälk einen Kopf drum gemacht hätten, ob der Kumpel neben ihnen aus dem Kreuzviertel, aus Plovdiv oder gar aus königsblauem Revier kommt. Seit wie vielen Jahrzehnten faseln wir hier jetzt vom Strukturwandel? (m.E. ist der längst inne Strukturwanne abgesoffen) Wandeln sich die Werte mit der Struktur? Wenn man gar keine mehr oder noch keine neue Struktur hat, hat man dann auch keine Werte mehr oder ist anderen nichts mehr wert? Kann Kunst, Kultur, zu dieser unserer Wertschätzung etwas beitragen?

Das wollen wir doch mal sehen, sagte ich mir, als ich meine Prämisse nach langer Jahre Vorarbeit und mit dem entscheidenden Hinweis von Sybille (siehe links, huhu, Sybille!) auf die Wertedebatte endlich beisammen hatte:
Stoff: Künstler machen eine Bank, lassen Bilder da, doch einer kann nicht anders: er signiert, was ein Bild ja wertvoller machen soll.
Welt: Ruhrgebiet, Dortmunder Nordstadt, Welt des Strukturwandels
Thema: die Werte des Lebens
Thematische Frage: für welche Werte lohnt es, das hohe Risiko eines Bankraubs einzugehen?
Idee: die Erkenntnis der Werte hinter den Dingen ist immer das Risiko der Veränderung wert.
Plot: Magdalena will ihre Heimat in der Nordstadt erhalten. Sie kämpft und – – – ich werde jetzt doch nicht verraten, ob sie gewinnt oder scheitert.

Wer soll jetzt Magdalena sein? fragst du dich.
Das erzähle ich nächstes Mal und sage mutig: in einer Woche!


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KLIRRENDES JUBILÄUM ZUM ZWEITEN

schuesseln

Ich zitiere mal aus einer mail, die ich zum ersten Teil dieses Blogs bekam:

„Frau, was Du so alles überstehst. Ich bin froh, dass Du weiter schreibst, es geht ja nun mal nicht, einmal getipptes noch mal zu Papier zu bringen. Also mein Kopf kann das leider nicht. Es scheint so, als ob der in dem Moment, wo ichs hinschreibe den Speicher löscht.
Irgendwo habe ich aber mal gelesen, dass Liao Chiwu eine Roman noch mal geschrieben habe, das können nur Chinesen, dachte ich dann. Allerdings waren die Umstände sehr zwingend. Und Du? Schreibst Du einen Neuen?“

Kurze Antwort meinerseits: Einen ganz Neuen??? Hilfe!
Längere Antwort oder auch FORTSETZUNG:

Nach dem Einbruch vor einem Jahr habe ich meinen Roman WENN DU DIE GÖTTER AMÜSIEREN WILLST, MACHE DIR EINEN PLAN keineswegs aufgegeben. Mir war ja schließlich nur die erste Fassung, in der übrigens die Spurensicherung der Polizei bei einer Protagonistin alles einpudert, mitsamt Labtop geklaut worden.

Zwei Worte sollten in den Tagen darauf mein Hassprogramm werden:
Haftpflichtversicherung und Sicherungskopie.

Beides nicht vorhanden. Die Spurensicherung kam erst nachts um halb 12 (im Ernst! der 7.4.2013 muss ein verflixt diebes-intensiver Tag gewesen sein): mit einem Pinselchen gingen sie auf die Porzellanschale los, in der zuvor mein Goldschmuck weilte. Ich stellte ihnen zu diesem Behufe noch die Holzplatte meiner Küchenanrichte zur Verfügung, was ich bereuen sollte. Das Zeug klebt wie Hacke! Wer sich vorstellt, man könne dieses Puder mit einer Quaste aufnehmen und nochmals verwenden, ist aber schief gewickelt. Unsereine hat ordentlich schrubben dürfen, um ihre lackierte Holzplatte wieder in einen annehmbaren Zustand zu verwandeln.
Na, beim Putzen kommen mir ja immer die besten Ideen. Meine kleine Erleuchtung lautete:

ASTRID, DU EXISTIERST JETZT NUR NOCH IN GEDRUCKT.

Denn ich bin ja, wie man bei egostattvita nachlesen kann, eine Ausdrucksfetischistin. Ohne Drucker würde ich bekloppt – insofern sei’s den Göttern getrommelt und gepfiffen, dass die Einbrecher wenigstens diesen zurückließen. Ich kann am Bildschirm nicht Korrektur lesen.
Es soll Leute geben, die erstmal die Scherben zusammenkehren oder panisch bei Freunden unterkriechen oder sich gar eine neue Wohnung suchen. Tja, so ist unsereine aber nicht gepolt. Wenn man schon nur noch in gedruckt existiert, hockt man sich vor die Ordner und sortiert die Gliedmaßen.
Die erste Romanfassung nenne ich jetzt mal das Herz: es schlug noch!
Selbst eine kurze Beschreibung der schon lange nicht mehr existierenden Bahnhofskneipe CITITREFF AM FRÜHEN MORGEN lungerte unberührt zwischen Pappdeckeln, die ich mit „Miniaturen“ beschriftet hatte (da will ich ihr in den nächsten Tagen doch mal die Ehre des Abtippens, Korrigierens und der Veröffentlichung unter Kurzgeschichten geben.)

Meine Tätigkeit als ERMITTLERIN beschränkte sich auf zwei Dinge.
1. ich latschte von Büdchen zu Büdchen und bat die Besitzer, augenblicklich 50 € auf den Tisch des Hauses zu legen, falls ihnen jemand einen Acer-Labtop anbiete. „Wie?“ Hakan sah mich an, als hätte ich eins an der Waffel. „Ich soll nicht die Polizei rufen?“ Von mir aus konnte er auch das tun. Hauptsache, ich kriegte meinen Labtop wieder. Wenn er sich traute, den Dieb festzuhalten… Ich sah den Labtop nie wieder – ebensowenig, wie ich je erfuhr, ob die Polizei etwas mit den beiden Fingerabdrücken anfangen konnte.
2. ich fragte alle Nachbarn, ob sie etwas gehört hatten. Da ich nicht mal weiß, ob STRASDUJTJE Prost oder GutenTag bedeutet, kam ich damit nicht weit. Sonntags morgens um halb 10 scheinen alle dem russisch-orthodoxen Fernsehgottesdienst zu folgen (endlich habe ich mal eine Erklärung für den Schüsselwald in meinem Hinterhof: ist er nicht ganz bezaubernd?) Immerhin: einer hatte es um diese Uhrzeit scheppern gehört. Tja, da konnte ich doch wenigstens ein Horoskop für diese Stunde erstellen und das sagte mir mehr als alles.

Nordstadtromantik pur

Nordstadtromantik pur

Zwei Anrufe sorgten endlich dafür, dass ich in Wut und Tränen aufging.
Mein Vermieter war der Ansicht, dass meine Hausratversicherung für den Ersatz der Scheibe zuständig sei. Gaha! Anno 1993 erklärte mir eine solche Versicherung nach einem Brand, dass sie nicht für neue Tapeten aufzukommen gedenke, weil ich die beim Auszug ja nicht wieder mitnehme. Da entschied ich, denen auch mein Sauerverdientes nicht mehr in den Rachen zu werfen. Zwanzig Jahre später war ich zu logischen Kombinationen nicht mehr in der Lage. Sonst hätte ich mich vielleicht gefragt, ob ich etwa eine Terrassentür mitnehmen wolle, wenn ich mal umziehe.
Alles Kokolores, bei gewaltsamem Einbruch ist die Hausversicherung des Vermieters dran, zumindest, was den Schaden am Gebäude betrifft. Unser Hausmeister ist aber keineswegs so fürsorglich und krabetzig wie der Hausteipel, den ich als Romanfigur entworfen hatte. Der hätte sich garantiert um mich gesorgt statt um die Patte irgendwelcher Versicherungen. Als unser Hausi mir vorhielt, dass meine Hausrat oder ich schließlich auch zahlen müssten, wenn die Feuerwehr meine Tür aufbräche, weil ich tot dahinter liege, kam in mir die Wut hoch: ich habe schließlich keinen Schaden durch böswilliges Versterben verursacht. Die Attacke kam von außen!

Ich heulte gerade so richtig schön vor Wut, da rief meine Schwester an: ob ich einen Vize-Ersatz-Labtop brauchen könne? Es sei ein uraltes Möhrchen, aber funktionstüchtig. Oh Tränen, nehmet euren Lauf, Fluss, Strom. Das war der Moment, in dem ich spürte, dass ich außer meinem göttlichen Roman-Herz und jeder Menge papierner Knochen auch Wasser, Emotionen, eben alles, was zum Krebs gehört, in mir hatte.
Und als ich wieder zu mir kam, sagte ich mir: so, nun musst du nur noch alles wieder abtippen. Ach pah, nimm es als Hinweis der Götter: du wirst korrigieren, verbessern, eine zweite Fassung schreiben und die wird bestimmt viel besser als die Erste.

FORTSETZUNG FOLGT.


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KLIRRENDES JUBILÄUM

„Wieso pfeift dieser Schiri nicht ab? Ist bei dem Zuhause nix los?“
Ist ja ne Frage, die man sich durchaus stellen darf, wenn der BVB gegen WOB 2:0 führt. Ach, das war mal richtig schön neulich mit meiner ganzen Familie in der Porreebar. Ein Prosit auf die Frau vom Nachbartisch, die mich mit diesem Ausspruch beglückte.

Ungefähr so wie die Uhren dieses Schiris tickt auch meine innere Uhr. Da dachte ich, dass vor genau einem Jahr bei mir die große Scheibe zu Bruch ging und was ist? Vertan, vertan, sprach der Hahn, das war vor einem Jahr und drei Wochen. Da habe ich also mein Jubiläum des klirrenden Schreckens verpasst.
Ich hatte mir ein Auto geliehen, um in aller Frühe zu einem kleinen und keineswegs spaßigen Ausflug nach D’dorf (das bei uns ja Dummsdorf heißt) aufzubrechen. Bei der Rückkehr in meinen Hinterhof sehe ich es. Besser gesagt: glotze auf das, was mal meine große Glastür zur Terrasse war. Es ist eine Art Schockstarre: statt Angst spüre ich Unglauben, so als fügten sich die Scherben gleich wieder zu einer Scheibe zusammen. Mir fällt nur eine Frage ein: wieso ist das Hoftor eigentlich nicht verschlossen?
Ach so: es ist ein sonniger Sonntagvormittag und so ein Doppelglas mit zwei Wackersteinen einzuwerfen, muss einen Lärm sondergleichen gemacht haben. Die Wackersteine liegen noch da, als wären sie mehrfach von der Scheibe abgeprallt.
Zum Glück ist ein guter Freund bei mir, dem sofort einfällt, die Polizei zu rufen. Mir kommt nicht mal die Idee, dass die Einbrecher noch drin sein könnten, dass mir Gefahr droht. Sie sind es nicht. Ich sehe, dass ich jetzt keinen Fernseher und keinen Labtop mehr habe – beide Geräte ordentlich ausgestöpselt, die verbleibenden Kabel liebevoll über die Sofalehne gelegt. Keine Unordnung, kein Durchwühlen, kein Vandalismus.

Bumm, angekommen: auf diesem Labtop war die erste Fassung meines Romans mit dem Arbeitstitel:
WENN DU DIE GÖTTER AMÜSIEREN WILLST, MACHE DIR EINEN PLAN.

Bin ich nicht vor einem Monat noch stolz und glücklich gewesen, zum ersten Mal in meinem Leben so eine lange, große Geschichte „zu Ende“ geschrieben zu haben? Nicht, dass es die erste Geschichte war, die ich schrieb. Doch nie zuvor hatte ich diesen Punkt erreicht. Immer blieb eine Unzufriedenheit, ein so-geht-es-nicht.
ARRGH! Da fällt mir ein, dass auch alle anderen auf diesem Labtop sind. Weg! Alles weg!

Schreibarbeit aus zwanzig Jahren. Jetzt wäre es an der Zeit, eine Runde zu heulen. Oder an so dämliche Worte wie Sicherungskopie zu denken. Die Polizei lenkt mich davon ab. Wenn ich mal mit der Polizei zu tun kriege, ist eine blonde Polizistin mit Pferdeschwanz dabei. Das war schon so, als vor Jahren in einer anderen Stadt Vandalen mein Auto ruinierten. Das Großstadtrevier lässt grüßen.

Ich bitte sie, mit meinem Nachbarn zu sprechen. Der hört immer alles, sogar, wenn in der Nebenwohnung einer Yoghurt löffelt. Da ich ausgesprochen gern Yoghurt löffle und sogar nach Einbruch der Dunkelheit noch eine Tastatur zu bedienen wage, hat er mich noch nie zur „Nachbarin des Jahres“ gewählt (eine Musikanlage habe ich jedenfalls nicht und wenn, dann hätte ich sie sowieso nur bis zu diesem Tag gehabt). Seit vier Jahren protokolliert er jede meine Regungen, vom nächtlichen Gang zur Toilette bis zur Auswahl des Fernsehprogramms.
Am 7. April 2013 endlich kam sein Tag der Rache des kleinen Mannes: um Fünf, sagte er, habe ich mal wieder entsetzlich rumgelärmt. Danach will er fest geschlafen haben.
Die Polizistin ist beeindruckt davon, dass er Kaffekochen als Lärm empfindet, bei zwei dicken Wackersteinen in meine Scheibe jedoch ratzen kann.

Ich stelle fest, dass noch mehr fehlt. Das Portemonnaie aus meiner Schreibtischschublade (Inhalt 20 €, bin ja nicht reich). Mein Goldschmuck, bestehend aus drei winzigen Kettchen, die man sorgsam aus 5 Pfund buntem Modeschmuck herausgesucht hat. Soviel Zeit muss sein, nicht wahr? Ha, ihr Deppen, das Portemonnaie, das offen auf der Anrichte lag, das habt ihr wohl übersehen. Da war mehr drin!

Und noch was habe ich euch zu sagen:
der Fernseher war erstens Größe Mäusekino und zweitens sowieso kaputt. Versucht mal, eine DVD zu gucken und ihr werdet’s merken. Der Labtop war asbach-uralt, nämlich von 2007 und damals schon nicht das neueste Modell. Sonst hätte ich ihn wohl kaum als Dreingabe zu einem Händivertrag bekommen.
Zwanzig Euro, drei Goldkettchen und zwei Mal Elektronikschrott – da ward ihr aber mal richtig erfolgreich!
Ich gehe mit Gehässigkeit gegen das immer lauter werdende böse Wörtchen Sicherungskopiein meinem Kopf vor.

Verdorricht, ihr geschätzten Götter, was war euer Plan?