Astrid Petermeier

Neues aus dem Rührgebiet

drei kleine dialoge

| 3 Comments

Gaaha! Womit starte ich meinen ersten ureigenen Blog? Worum geht’s mir überhaupt?
Wer jetzt DAS Thema ihres Lebens benennen kann, wird von mir alles andere als beneidet.
Mir geht’s um Alles und Alles, was sonst? Zu Ehren der Fotos von Klaus Pollkläsener beginne ich einfach mal mit

3 kleinen Dialogen und 2 Monolögchen über mein und andererleuts Verhältnis zur Nordstadt:

1993
pünktlich zum Antritt einer Stelle habe ich eine Wohnung in der Missundestraße gefunden. Ich kam nämlich aus Wiesbaden, wo andere Leute Urlaub machen, zurück nach Dortmund, wo das speziell in der Nordstadt selten jemand tut.
Arbeitskollege: Wo wohnen Sie denn, Frau Petermeier?
Unsereine: Nordstadt.
Arbeitskollege: Ach, Sie Arme. Aber wenn man unter solchem Druck eine Wohnung suchen muss…
Unsereine: Ich hab mir die Nordstadt ausgesucht, ich find’s herrlich da.
Fall geklärt. Die Neue hat ne Vollmeise.

1997
seit einem halben Jahr existiert unsere Kunstgalerie in der Lortzingstraße. Nachbar Wieland kommt zum ersten Male zu Besuch.
Unsereine: Wie haben Sie denn zu uns gefunden?
Wieland: Ich wohne um die Ecke. Wollte mal sehen, wie weit die Yuppiesierung der Nordstadt fortgeschritten ist.
PRUST. Die Kunst, die Räume, der sommerliche Hof gefallen ihm.
Unsereine: Willst’n Bier? Gläser gibt’s aber nur bei Ausstellungseröffnungen.
Wieland: Gerne. Bin ja schon froh, dass du nicht Vernissage sagst.
Wieland blieb ein gern gesehener Gast.

2005
in der Damenwelt eines Gartenfestes. Ich kenne fast keine und bin gerade in meine neue Wohnung eingezogen.
Freundin: Hast du dich schon eingelebt?
Unsereine: Das Viertel ist klasse, unheimlich lebendig, im wahrsten Sinne beider Worte.
Dame: Ach, bist du auch ins Kreuzviertel gezogen?
Unsereine: Seh‘ ich etwa so aus? Ich wohn‘ inne Nordstadt!
Dame: Noooordstadt? Das ist doch Bunkenviertel.
Unsereine: Ach ja? Wo, wenn nicht im internationalsten Viertel der Stadt kriegst du im Umkreis von 500 Metern Futti aus mindestens 5 Nationen?
Die Dame zieht es vor, sich zu den Männern, also Grillmastern der Party zu begeben.

2012
Bürgerversammlung Nordstadt nach Schließung des Straßenstrichs im Gewerbegebiet. Hossa, die Waldfeen müssen ihrem Gewerbe nun wieder ungeschützt in Wohngebieten nachgehen.
OB Sierau erklärt uns, wie kulturreich unsere Nordstadt doch ist: Roxy + Camera, Künstlerhaus + Depot, Sissykingkong, Bass, Langer August… wenn ich was vergessen habe, fragt einfach bei Sierau nach.
Wenn das alles so toll ist (ist es!), warum wohnt der dann nicht selber hier? Da könnte er die Nase doch genauso hoch tragen wie wir!

2014
ICH BIN IMMER NOCH HIER, finde in einer alten Kiste die Fotos, die Klaus Pollkläsener in den 90ern aufgenommen hat und bewundere die Zärtlichkeit, mit der diese Bilder die Nordstadt beschreiben. (Danke nochmal dafür, dass ich sie hier nutzen darf).
Würde man eigentlich über die Leute aus Rumänien und Bulgarien immer noch so dämlich rummaulen, wenn man bei Sonne den Zeitpunkt erwischt, zu dem der Eismann an unserem Spielplatz bimmelt und wenn man sich dazu genüsslich eine Runde PLUMBRANDYBLUES gönnt? (Wer dieses schöne Wort genau wie ich nicht sauber ausgesprochen kriegt, darf auch gern die Musik von Sandy Lopicic hören.) Der Eismann gehört bestimmt nicht zu den Motzköppen. Denn in den Tiefen ihrer bunten Plisseeröcke finden die Mütter immer noch die paar Cents, um ihre wimmelnden, lachenden, fußballspielenden und auf Klettergeräten tobenden Kinder noch glücklicher zu machen.

letzte Meldung:
DIE NORDSTADT IST IN TIEFER TRAUER. Wannimmer wir in den letzten zehn Jahren über die Mallinckrodtstraße nach Hause fuhren, erfreuten wir uns an FRISCHES FISCH in voller Einfahrtgröße und schönstem Blau auf Weiß. Frisches Fisch hat uns klammheimlich verlassen noch bevor unsereine dieses göttliche Schild fotografieren konnte. Sollte dies jemand vollbracht haben, würde ich mich über dieses Geschenk österlich freuen, auch wenn eine wirkliche Auferstehung wohl nicht zu bewerkstelligen ist.
Was tun?
Wenn wir mal wieder richtig kompetent ablachen wollen, müssen wir uns wohl auf Schalker Gebiet nach Wanne-Eickel begeben, denn dort präsentiert sich voller Stolz die

Komptenzagentur Herne - Schild

Genug der Nordstadtromantik. Ist es um unser‘ Alice und vor allem um KOBER nicht viel zu still geworden? Da lasse ich mich dann beim nächsten Mal drüber aus.

3 thoughts on “drei kleine dialoge

  1. Wahnsinn-die Arbeit die Du Dir mit dieser ersten Veröffentlichung gemacht hast.Alle Achtung.Nun wartest Du auf ein Feedback— hoffentlich jede Menge.

  2. Chapeau Astrid, das ist ja wunderbar. Und jetzt weiß ich ja auch, warum du, trotz diverser Einladungen nie zu uns ins schöne Wattenscheid gekommen bist: du musstest an deinem blog basteln.
    Aber vielleicht wird´s ja jetzt, wo er fertig ist, mal was mit dem Besuch…

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