Astrid Petermeier

Neues aus dem Rührgebiet


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Die Gewalt des § 218 – Eine Bilderreise durch 150 Jahre Körperpolitik

28. 11. 2023, 19 Uhr im Dietrich-Keuninghaus, Leopoldstr. 50-58,
44147 Dortmund (Einlass 18.30 h, Eintritt frei)

Seit 1871 werden Frauen mit dem Abtreibungsparagrafen in Notsituationen gedrängt und der Selbstbestimmung über ihre Körper beraubt. Am Kampf gegen den § 218 haben sich immer auch Künstlerinnen mit Bildern und Plakaten beteiligt.
In einer Bilderreise stellt die Kunsthistorikerin Astrid Petermeier die Geschichte dieser Kämpfe und der Gewalt vor, die mit dem Verbot von Verhütung und Abtreibung ausgeübt wurde.

Käthe Kollwitz, Schwangere Frau, 1910

Käthe Kollwitz‘ ‚Bilder vom Elend‘ entstanden in einer Zeit, in der sogar noch Klara Zetkin und Rosa Luxemburg Schwangerschaft für eine ‚Privatsache‘ hielten und dem Kampf die Unterstützung verweigerten. Als Frauen 1919 endlich das Wahlrecht erhielten, begriffen SPD und KPD, dass sie deren Stimmen mit dem Kampf gegen § 218 erobern konnten.
Doch erst auf immensen Druck der Frauenbewegung mit der „Aktion 218“ brachte die sozialliberale Koalition 1971 eine Fristenlösung ins Parlament, die vom Bundesgerichtshof kassiert wurde. Künstlerinnen wie Jula Dech, Maina-Miriam Munsky und Barbara Kruger verdeutlichten, was für ein Schlachtfeld der Politik der weibliche Körper ist. Nach der Wiedervereinigung protestierten Frauen in Ostdeutschland mit „Mail-Art gegen § 218“ gegen das Geschenk aus dem Westen: auch für sie wurde Abtreibung nun ein Straftatbestand.

Im Anschluss an den Vortrag moderiert die Journalistin Claudia Dorka ein Gespräch mit Frauen aus der Schwangerschaftskonfliktberatung.


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Kunstgeschichte ganz speziell: mal feministisch, mal astrologisch

Kunst ist eine Möglichkeit, die Welt und unser Leben bildhaft wahrzunehmen und auf diese Weise Fragen noch einmal neu, anders, intensiver zu stellen. Ich nutze diese Möglichkeit in diesem Jahr

  1. um die Politik, die mit Frauenkörpern betrieben wird, aufzuzeigen und
  2. in einer Artikelserie über kunsthistorische und astrologische Entwicklungen.

Bildgestaltung Heike Hampel, Dresden

Vortrag und Diskussion

  • am 23. 11. 2023 in Dresden (für Genaueres bitte diesem link folgen) und
  • am 28. 11. 2023 in Dortmund, Keuninghaus, Leopoldstr. 50-58, 19.00 Uhr

Künstlerinnen haben den Kampf gegen den § 218 von 1880 bis heute begleitet. Meine Bilderreise durch 150 Jahre Körperpolitik will darstellen, wie Gebärfähigkeit betrachtet und ausgeschlachtet wird, wie Frauen instrumentalisiert und ihrer Eigenverantwortlichkeit beraubt werden. Käthe Kollwitz ‚Bilder vom Elend‘ stammen aus einer Zeit, in der nicht einmal Rosa Luxemburg wahrhaben wollte, welche Politik auf den Körpern und dem Leben von Frauen ausgetobt wurde. In den 1920ern spiegeln Bilder von Hannah Höch oder Alice Lex-Nerlinger das gewachsene Selbstbewusstsein der Frauen. Und doch mussten noch von 1970 bis heute Künstlerinnen mit Gemälden und Plakaten deutlich machen, dass Frauen keine kopflosen Hühner sind, die die Pille danach wie Smarties fressen, sollte sie rezeptfrei erhältlich sein (Jens Spahn/CDU, 2014).

Am Dienstag, 28. November ‘23 um 19 Uhr im Keuninghaus in Dortmund wird die anschließende Podiumsdiskussion mit Frauen aus der sog. Konfliktberatung von Claudia Dorka moderiert. Eintritt frei, ich freue mich auf euch.

Wer mehr darüber lesen will, kann das hier tun.

 

Kannst du als Kunsthistorikerin und Astrologin etwas beitragen zum ‚Meridian‘-Schwerpunkt über Kunstmalerei? Zum Beispiel einen Artikel, der die kunsthistorische Entwicklung mit dem Verlauf der Gestirne abgleicht?

https://sternwerkstatt.de/artikel/236-20/

So lautete die Anfrage, die ich im Sommer erhielt. Meridian ist die deutsche Fachzeitschrift für Astrologie und ich fand’s toll, von der Redaktion angefragt zu werden. Das Thema klang spannend und zugleich war ich skeptisch. Es hätte ja sein können, dass da gar nichts bei rauskommt.

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2 Kommentare

Mit Bildern gegen Paragraphen

Am Kampf gegen den § 218 waren immer auch Künstlerinnen beteiligt. Anhand der Werke von Käthe Kollwitz, Alice Lex-Nerlinger oder Hanna Nagel kann die Sichtweise der Zeit zwischen 1900 und 1931 nachvollzogen werden. Es wird deutlich, dass es in dieser ersten Welle des Protestes um eine Klassenfrage ging: um den Zusammenhang zwischen Armut und Kinderreichtum.

Mit dem Faschismus und seinem Verlangen nach ‚Kanonenfutter‘ wurden diese Proteste nachhaltig zum Schweigen gebracht. Trotz hoher Todesraten in Folge illegaler Schwangerschaftsabbrüche war der § 218 auch in den 50er und 60er Jahren kein öffentliches Thema mehr.

Erst in den 1970er Jahren trat die Frage nach dem Selbstbestimmungsrecht über Körper und Lebensgestaltung in den Vordergrund. Künstlerinnen wie Maina-Miriam Munsky, Jula Dech oder Anke Feuchtenberger wandten sich mit Gemälden, Mail-Art, Ausstellungen und Plakaten gegen einen Paragraphen, der Frauen entmündigt.

Diese Bilderreise durch 150 Jahre Körperpolitik gibt’s als Vortrag, den ich am 28. März 2023  um 18 Uhr 30 im Frauenzentrum Neustadt/Weinstr. an der Hindenburgstr. 5 halten werde.

Zu weit weg für viele von euch? Dann biete ich zwei Möglichkeiten an:

1. Ihr könnt eine Kurzfassung als PDF lesen und zwar hier: 218_Vortrag.

2. Ihr ladet mich ein, den Vortrag – gern auch ausführlicher – bei euch zu halten. Dazu reicht eine Mail: anunsereine@astrid-petermeier.de

Ich habe außerdem eine sehr ausführliche Chronologie§218 zusammengestellt, die ihr als PDF runterladen könnt.